Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Nachtfalter aus der Unterfamilie der Prozessionsspinner und ist heimisch in den Eichenwäldern in Süd- und Mitteleuropas. Durch den Klimawandel breitet sich die Art auch immer weiter nördlich aus. Neben Wäldern kommt der Spinner aber auch im Siedlungsbereich vor, etwa in Alleen, Gärten, Parks oder auf Friedhöfen. Bekannt und gefürchtet ist der Eichenprozessionsspinner wegen der Brennhaare der Raupen. Ab dem dritten Larvenstadium bilden die Raupen feine Brennhärchen, die innen hohl sind und das Eiweißgift Thaumetopoein enthalten. Die Brennhärchen der Raupen können ab dem dritten Larvenstadium eine Immunreaktion auslösen. Diese äußert sich in Juckreiz und Hautentzündungen. Bei Augenkontakt kann es zu stärkeren Reaktionen kommen. Gleiches gilt beim Einatmen der Brennhaare.
Im Zuge der Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung und Verbesserung der Artenvielfalt auf kommunalen Liegenschaften der Stadt Wegberg hat der städtische Baubetriebshof ein Pilotprojekt gestartet. Bewusst wurde im Frühjahr 2025 auf die Bekämpfung der Larven des Eichenprozessionswicklers verzichtet, da die eingesetzten Mittel nicht selektiv wirken, und somit auch anderen Insektenarten schaden können. Es ist für die nächsten Wochen vorgesehen spezielle Fallen einzusetzen, um die Populationen dort, wo sie auftreten, regulieren zu können.
Durch den Verzicht auf die Bekämpfung per Biozid kann es ab Anfang Mai zu einem verstärkten Aufkommen der Raupen und deren Nestern und „Prozessionen“ an Eichen kommen. Gelegentlich kommt es zu Massenvermehrungen. Dieses natürliche Phänomen ist in der Vergangenheit häufig auch ohne Eingriffe des Menschen zurückgegangen.
Natürliche Feinde des Eichen-Prozessionsspinners sind Fledermäuse, die die Falter fressen. Im Raupenstadium wird der Eichenprozessionsspinner vereinzelt von Wanzen, Schlupfwespen, Raupenfliegen, dem Kuckuck, dem Wiedehopf, dem Pirol, der Blaumeise und räuberischen Käfern, wie zum Beispiel dem Puppenräuber, verzehrt.
Zeitgleich kommt es vielerorts auch zum Auftreten der Gespinste einer anderen Raupenart, der so genannten Gespinstmotte. Hierum handelt es sich in aller Regel, wenn Raupen an Gehölzen entdeckt werden, die KEINE Eichen sind. Diese Insektenart frisst manche Gehölze zwar mitunter völlig kahl, ist jedoch für den Menschen völlig unbedenklich, da hier keine Brennhaare ausgebildet werden.
Die Stadtverwaltung bedankt sich für das Verständnis und die Unterstützung. Gleichzeitig werden die Bürger*innen gebeten, Bereiche oder auch einzelne Bäume mit Eichenprozessionswickler-Befall zu meiden, um so einen Beitrag für mehr Artenvielfalt zu leisten. Jeder Befall kann dem Baubetriebshof unter 02434 83 810 gemeldet werden, der dann die Einzelfälle prüfen und weitere Maßnahmen einleiten wird.
19. Mai 2025 von Ulrich Lambertz